Sie kennen vermutlich das Sprichwort: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Mir gefällt es, denn bei mir hatte eine ganze Gemeinschaft von Frauen geholfen, mich grosszuziehen. Das ist einer der Gründe, warum ich mich so farbenfroh kleide. Damit repräsentiere ich die vielen verschiedenen Frauen, die dazu beigetragen haben, dass ich zu der Person geworden bin, die ich heute bin.
Ich wurde in Zimbabwe geboren und wuchs bei meiner alleinerziehenden Mutter auf – einer starken Frau, die sich ihrerseits mit einer starken Gemeinschaft umgeben hatte.
Meine Mutter schirmte mich, ein Einzelkind, von ein paar recht unangenehmen Dingen ab, während ich aufwuchs. Dennoch wurde in jungen Jahren Zeugin eines erschütternden Umstandes: häuslicher Gewalt. Ich verstand das damals nicht, aber ich wusste, dass es falsch war.
Diese ständig präsenten Probleme zu Hause sorgten für ein Klima der Angst und Zerbrechlichkeit, in dem ich aufwuchs, und ich musste schnell lernen, Widerstandskräfte aufzubauen. Wenn die Dinge zu Hause schlimm wurden, brachte mich meine Mutter zu ihren Freunden. So kam ich von einem Haus zum nächsten und wurde von verschiedenen Frauen betreut. Genau das half mir, starke zwischenmenschliche Fähigkeiten zu entwickeln. Diese Erfahrung half mir auch zu erkennen, welchen Wert eine verlässliche und unterstützende Gemeinschaft hat.
Mit 16 Jahren lernte ich, das einstige kleine Mädchen von damals, das in einer Hütte aufgewachsen war und von einem Haus zum nächsten gegangen war, London kennen. Ich hatte nie von London geträumt, doch meine Mutter tat es, und sie hatte mich in ihren Traum mit einbezogen. Ich brauchte eine Weile, mich in dieser so ganz anderen Umgebung niederzulassen und mich in der neuen Kultur heimisch zu fühlen. Aber ich war dankbar, dass ich das Privileg einer qualitativ hochwertigen Ausbildung geniessen durfte und in Sicherheit leben konnte. Als ich 21 Jahre alt war, schloss ich mein Studium der Betriebswirtschaft mit Schwerpunktfach Finanz ab.
Scheitern in ein grossartiger Lehrmeister! Alle erleben irgendwann einmal die Erfahrung des Scheiterns. Einige geben dann auf. Mich aber hat es erst recht angespornt!
Zwei Jahre nach meinem Studienabschluss lancierte ich ein Online-Magazin. Rund um mich herum beobachtete ich meine Konkurrenz, wie sie von stark zu noch stärker wurde. Meinerseits aber wunderte ich mich, warum ich nicht vorankam und nicht erfolgreich wachsen konnte sie wie. Nach ein paar Jahren schliesslich musste ich aufgeben. Diese Erfahrung lehrte mich die Wichtigkeit und den Einfluss des Marketings. Anders als meine Konkurrenz – die genau wusste, wie sie sich und ihre Marke ins beste Licht stellen musste – hatte ich mein Magazin weder für die richtige Zielgruppe beworben noch die richtigen Marketingkanäle genutzt. In der Folge war meine Leserschaft nicht genügend gross und ich hatte nicht genügend Werberinnen und Werber, um das Business weiter aufrechtzuerhalten.
Im 2011 nahm mein Mann ein Jobangebot in der Schweiz an. Durch den Wohnortwechsel fand ich mich an einem neuen Ort wieder, wo ich niemanden kannte. Ich fühlte mich allein und in der Rolle der Mutter, die zu Hause bleibt, recht deprimiert. Nachdem zwei Jahre so vergangen waren, raffte ich mich schliesslich auf. Ich realisierte, dass ich aus meinen eigenen Grenzen ausbrechen musste. Das war der Moment, als ich begann, an Netzwerk-Veranstaltungen teilzunehmen.
Diese Networking-Events inspirierten mich und zeigten mir neue Möglichkeiten auf. Zugleich trug ich noch die Erfahrung meines gescheiterten Businesses mit mir herum. Beides zusammen entfachte in mir den Wunsch, anderen Frauen, die ihr eigenes Unternehmen gründen wollen, genau dabei zu helfen, ihr Projekt in Ruhe und Zuversicht aufbauen zu können. Gleichzeitig wollte ich bereits etablierte Unternehmen dabei unterstützen, weiterhin erfolgreich zu bleiben und zu wachsen. Damit war das Konzept der Women’s Expo Switzerland geboren. Anlässe, an denen man selber auftritt und sich zeigt, sind zweifelsohne die beste Möglichkeit für Geschäftsleute, mit ihrer Kundschaft zu interagieren.
Als ich mit der Women’s Expo Switzerland startete, war da zuerst lediglich eine einfache Webseite und Mund-zu-Mund-Propaganda. Ich hatte meine Geschichte und meine Vision mit all jenen geteilt, die ich traf, darunter ein paar ganz wunderbare Frauen und Journalisten. Ohne ihren Support wäre die Women’s Expo Switzerland nicht zum Fliegen gekommen.
Ein grosser Anteil des Erfolgs der Women’s Expo Switzerland besteht darin, dass ich mich selbst gefordert und meine Grenzen ausgeweitet hatte. Das tue ich heute weiterhin, indem ich mich täglich neuen Herausforderungen stelle. Und wenn ich das kann, dann können Sie das auch! Grenzen Sie sich nicht selber ein!
Lisa Chuma